von den Lustigen Bären

Berner Sennenhunde

Unvergessen...

Dornröschen
vom Heideborn

SSV-BS 43558
11.05.2003 – 08.07.2015
T 145
HD-A, ED-0, OCD-frei
genomisch getestet
Zuchtzulassung: 09.04.2005

PRÜFUNGEN
SSV-GH1 SSV-F5 FH II BH
RH-Tr. A Obedience1 FCI-FH FPr3

WÜRFE
F-Wurf: 3 R/5 H nach Jury von Wiesmadern
G-Wurf: 2 R/5 H nach Ysven van de Weyenberg

Dornröschen ist tot. Am 8.7.2015 hat sie das Fressen eingestellt.
Drei Tage zuvor hat sie sich mehr und mehr zu Enkel Hurtig gezogen gefühlt und viele Stunden im Garten in seiner Nähe gelegen. Es war als suche sie bei diesem starken Kerl Halt. Zwischendurch hat sie Julchens Welpen beschnuppert, ihre Urenkel.
Als sie nicht einmal aus meiner Hand fressen wollte, habe ich die alte Prinzessin eingeschläfert. Bis ganz zuletzt hat sie dabei in mein Gesicht geschaut und entspannt gewedelt. Ihre Kraft war nach 12 Jahren und 2 Monaten einfach am Ende.

Umgeben von neun Brüdern war Dornröschen die einzige Hündin in ihrem Wurf. Und gleichzeitig die einzige Chance, eine Hündin aus der eigenen Linie für die Weiterzucht zu bekommen. Wie toll fand ich einige ihrer Brüder – und wie „langweilig“ die kleine Hündin. Ohne den Rat meiner Mutter hätte ich sie vermutlich nicht genommen, was ein schwerer Fehler gewesen wäre. Dornröschen ist völlig anders als alle meine übrigen Hunde.

Wenn man sie als Welpe rief, machte sie den „Kuhblick“, sagte nein, nein, nein und dachte gar nicht daran zu kommen. Dornrösel war ein Mimöschen, Und das mir…. Mehrere Jahre haben wir benötigt, um miteinander ins Reine zu kommen, aber inzwischen bewundere ich an dieser Hündin ihr extreme Lernfähigkeit. Unter Carlottas Fuchtel stehend war sie bis Ende 2007 das letzte Glied in der Hundehierarchiekette. Nachdem sie im Laufe des darauffolgenden Jahres die neue Situation erkannt hatte, mauserte sie sich zur Chefin der Hündinnenfraktion und stellte mich bei der Arbeit mit ihr vor völlig neue Situationen. In der und durch die Ausbildung zum Rettungs- und Fährtenhund hat sie viel Stärke entwickelt und heute, mit siebeneinhalb Jahren, hat sie ein weiteres Hobby im Obediencesport entdeckt. Als Fährtenhund ist sie ein Naturtalent, bereits als Welpe ruhig und penibel suchend, musste sie lediglich lernen in schwierigen Situationen auch zu kämpfen. Das wiederum war schwierig, weil sie mit ihrem exakten Suchverhalten so selten in schwierige Situationen kam. Dornröschen hat viel von Papa Emils Unkompliziertheit und ist ein absolut angenehmer Begleiter.

Hervorragend war sie als Zuchthündin, problemlos zu decken, leicht werfend, gut Milch gebend. Nach ihrem zweiten Wurf stellten sich verkürzte Läufigkeitszyklen ein, so dass ich sie vor einigen Monaten kastriert habe. Zur Zeit steht sie wohl auf dem Höhepunkt ihrer Sportkarriere. Nach der erfolgreichen Teilnahme an Kreis- und Landesmeisterschaft haben wir uns zum fünften Mal für die Bundessiegerprüfung der Fährtenhunde im DVG qualifiziert. Außerdem trainiert sie fleißig mit Conni im Bereich Obedience.

Alles mögliche habe ich beim Fährten in den vielen Jahren bereits erlebt, aber die Saison 2012 werde ich nie vergessen!
Seit Emil habe ich meist richtig eingeschätzt, wann meine Hunde wirklich „reif“ für hohe Prüfungen waren. Carlotta, der alte Kämpfer war ein Selbstläufer; Emil hat viele Jahre „Griffe kloppen“ benötigt, um auch in Prüfungen gut auszusehen. Das sanfte Dornröschen war irgendwie immer aalglatt. Mit ihrer peniblen Suchmanier landete sie beängstigend früh und sehr erfolgreich auf den ersten (von zahlreichen) Kreis- und Landesmeisterschaften und qualifizierte sich weiter zur Bundessiegerprüfung (und der bis zu diesem Jahr ggf. sich anschließenden DM des dhv). Trotzdem fehlte ihr in meinen Augen immer das Kämpferherz von Carlotta, Paulinchen und dem alten Jonathan.
Aber wie lehrt man Kampfeswillen, wenn der Schüler so pedantisch und ruhig arbeitet, dass es nie Probleme gibt???
Irgendwann muss ich dieses Kunststück aber in etlichen „eigentlich zu schwierigen“ Trainingsfährten gelöst haben, denn nach der diesjährigen Bundessiegerprüfung hat Dornröschen für mich den Olymp der Fährtenhunde erreicht.
Was ist geschehen?
Nach einer ordentliche Prüfungssaison mit einer sehr guten IPO-FH und mehreren vorzüglichen FH 2 qualifizierte sich das Dornröschen auf der Kreismeisterschaft als zweite zur Landesmeisterschaft; dort ereichte sie mit 96 Punkten den vierten Platz und wir wurden aufgrund der Vorleistungen zur Bundessiegerprüfung des DVG in Hamburg gemeldet. Die Prüfung dort ging über drei Tage und bot trotz gut vergleichbarer Geländeverhältnisse in 60 Fährten doch sehr unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Ein Teil der Hunde überlief einige der längs und zwischen die Tritte gelegten Gegenstände. Anderen bereiteten die Verleitungsfährten oder die teils tiefen Wildspuren Kopfzerbrechen. Das größte Problem entstand jedoch durch den ersten Frost in diesem Jahr: 10 der 30 Teilnehmer fielen ihm sozusagen zum Opfer, denn eine bei Frost und völlig hartem Boden gelegte Fährte, die nach drei Stunden bei Sonnenschein aufgetaut abgesucht werden soll, ist schon etwas für Spezialisten. So waren alle glücklich, die eine der Nachmittagsfährten absuchen durften, darunter auch Dornröschen in Fährte 1, die wir mit 99 Punkten abschlossen. Aber nicht diese Arbeit wird für mich die Suche mit ihr bleiben, sondern ihre Leistung am Sonntagmorgen, als sie die kaum wahrnehmbare und für mich bis auf drei Tritte (von ca. 1600) absolut unsichtbare 2. Fährte unter größten Schwierigkeiten selbständig ohne jede Hilfe durch mich (wie auch…) ausarbeitete und nach 25 Minuten völlig erschöpft den letzten Gegenstand verwies. Der Richter gab uns 91 Punkte und ich bin bis heute fassungslos über diese Leistung meiner „Omi“! Am Ende sind wir auf Platz fünf gelandet; das ist irgendwie schade, weil Dornröschen damit keine Chance auf eine Teilnahme an der VDH-Meisterschaft hat, aber in meinen Augen ist ihre Leistung ohnehin nicht mehr zu übertreffen!
Im übrigen fand zwischen der Landesmeisterschaft und der Bundessiegerprüfung auch die erste Deutsche Meisterschaft der Fährtenhunde im SSV statt, die Dornröschen mit 98 Punkten gewonnen hat.
Nun hoffe ich, dass Dornröschen auch im nächsten Jahr noch gesund und munter ist und wir eventuell erneut zu Prüfungen antreten können.

Allmählich ist sie wie ein guter Wein: je älter um so besser.

Das Jahr 2013 war ziemlich turbulent. Und der Wurm steckte irgendwie in meinen Prüfungsplänen mit den Hunden. Mal war ich krank, mal wurden Prüfungen mangels Teilnehmern abgesagt. Die Saison neigte sich dem Ende zu, die Kreismeisterschaft stand an und ich hatte mit Dornröschen noch keine einzige Prüfung ablegen können. So starteten wir bei der Kreisfährte, die sie souverän mit 100 Punkten gewann und sich für die Landesmeisterschaft qualifizierte. Diese fand vier Wochen später auf vermeintlich leichtem Gelände (blanker Acker, Sandboden) statt. Dornröschen fand das offensichtlich so leicht, dass sie quasi über die Fährte schlenderte. Kein Fehler aber die lässige Suchmanier brachten uns 95 Punkte und damit zum achten Mal (!) die Qualifikation zur Bundessiegerprüfung des DVG.

Und dort griff mein altes Mädchen dann nochmals tief in die Trickkiste. Erste Schwierigkeit: Frauchen Andrea loste mit dem bekannten „Glück“ die Startnummer 1, was bedeutete, dass wir bereits am Freitag in der ersten Gruppe suchen „durften“. So zu losen ist ziemlich undankbar, da die Richter häufig bei den ersten Fährten besonders genau gucken und entsprechend niedrige Bewertungen vergeben. Diese Gesetzmäßigkeit schien sich auch zunächst zu bestätigen: der als erster suchende Malinois erhielt 72 Punkte für eine Suche, die vom Rande aus betrachtet ganz gut ausgesehen hatte. Den zweiten Hund konnte ich nicht mehr beobachten, weil wir als dritte suchen mussten. Inzwischen war es ziemlich windig geworden, auf den weiten Flächen in Sachsen-Anhalt kann der Wind echte Probleme verursachen. Dornröschen kam ganz gut zurecht, hatte lediglich an einem spitzen Winkel etwas zu kämpfen und überlief leider den fünften der sieben Gegenstände. Der Leistungsrichter gab uns 91 Punkte, ich war mit der Leistung des Hundes und der Beurteilung des Richters absolut zufrieden. Am Samstag mussten wir dann zu meiner großen Überraschung bereits am Vormittag die zweite Fährte absuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatten einige Starter noch nicht einmal ihre erste Sucharbeit absolviert.
In Fährte zwei gab es dann für mich wieder ein Gänsehauterlebnis: etwa nach der Hälfte der Fährte – Dornröschen war bis dahin ruhig und konzentriert bei der Sache – hörte ich hinter mir immer lauter werdende Geräusche und wurde plötzlich links und rechts von zwei jungen Rehen überholt, die panisch an mir und dem 10 Meter vor mir suchenden Hund vorbeirasten, vor Dornröschen über die Fährte sausten. Alles wurde von lauten Rufen der am Rande stehenden Zuschauer begleitet. Die Rehe drehten voller Panik um und rannten fast frontal auf Dornröschen zu, die immer noch konzentriert suchte, allerdings ganz kurz die Rute einmal für einige Meter steil aufrichtete. Die Rehe trennten sich, bogen kurz vor uns in unterschiedliche Richtungen ab und der Spuk war vorüber ohne dass Dornröschen auch nur ihre Geschwindigkeit verändert hatte. Dass sie danach erneut den Filzgegenstand vom Vortag nicht verwies, war im Nachhinein ziemlich schade, denn die sechs abgezogenen Punkte für diese Filzteile fehlten am Ende der Veranstaltung, um punktgleich mit der Vorjahressiegerin die Qualifikation zur VDH-DM zu schaffen.

So landeten wir ohne Filzgegenstände aber mit diesem unvergleichlichen Wildabenteuer (die alte Prinzessin hat gewaltigen Jagdtrieb, aber in 10 Jahren war dies unsere einzige Wildbegegnung in einer Fährte) auf dem sechsten Platz – Danke Dornröschen!

Neun Jahre lang haben Dornröschen und ich an Kreis-, Landes-und Bundessiegerprüfungen sowie Deutschen Meisterschaften im SSV und dhv teilgenommen.
Auf dieser Bundessiegerprüfung habe ich sie zum letzten Mal in einer Prüfung geführt. Seitdem fährten wir „nur noch“ zum Spaß, inzwischen mit frei suchendem Dornröschen. Ich hoffe, das können wir noch sehr lange tun! Im übrigen habe ich die alte Prinzessin jeweils mitgenommen, als die kleine Jule zu Ausstellungen „musste“.
Sie hat inzwischen mehrere sehr schöne Ausstellungsberichte in der Veteranenklasse zwei bekommen.