von den Lustigen Bären

Berner Sennenhunde

Unvergessen...

Paulinchen von Vindonissa

SSV-BS 20828
16.04.1989 – 03.12.2000
HD-A, ED-0, OCD-frei

PRÜFUNGEN
BH, AD, BgH 2 (ÖPO), GH1 (ÖPO), FH, FH 3 (ÖPO),
RH-Trümmer und Fläche, SSV-GH

WÜRFE
A-Wurf: 5 R/4 H nach Mephisto vom Soonwaldblick
B-Wurf: 3 R/1 H nach Pino vom Holz Chilchli
C-Wurf: 2 R/2 H nach Pjotter van de Samaika 

Paulinchen war die drei Jahre jüngerer Vollschwester von Jonathan und stammte aus dem letzten Wurf ihrer Mutter Vilja. Ich wollte damals unbedingt einen zweiten Hund. Jonathan fand diese Idee nicht so gut und ignorierte die kleine Schwester eine ganze Woche lang. Danach hatte sie ihn um ihre rußgeschwärzten Pfoten gewickelt. Von allen Hunden, die ich bisher hatte, war Paulinchen mit Abstand der klügste. Diese Tatsache machte sie genauso interessant wie kompliziert, da buchstäblich NICHTS vor ihr sicher war. Sie konnte jede Tür öffnen, das Sicherheitsnetz im Auto austricksen, menschliche Lebensmittel zum eigenen Verzehr aus allen möglichen und noch mehr unmöglichen Situationen „organisieren“, jeden Zaun überspringen oder überklettern und wie ein Wirbelwind rennen. Sie war mein erster Sennenhund mit ausgeprägtem Jagdtrieb, der glücklicherweise aber noch von ihrer Fressgier übertroffen wurde.

So war sie hinter jedem Wild sicher abrufbar, wenn man nur ein paar Krümel Futter in der Tasche hatte (was sie natürlich vor jedem Spaziergang überprüfte…). Am allermeisten aber liebte sie es, wenn ich etwas mit ihr alleine unternahm. So strahlte sie bei jeder Prüfung und auf jeder Ausstellung. Körperkontakt war für sie die Motivation in der Unterordnung. Paulinchen war ein exzellenter Rettungshund, das war absolut ihr Metier, sie konnte ihr überschäumendes Temperament voll einsetzen, weite Strecken in höchsten Tempo absuchen, relativ selbständig arbeiten und am Ende einer erfolgreichen Suche möglichst viel Futter verschlingen. In höherem Alter haben wir den Obedience-Bereich entdeckt und zu einer Zeit, zu der andere „Sporthunde“ in den Ruhestand gehen, fand ich endlich den Schlüssel zu einer konzentrierten Fährtenarbeit mit dem verfressenen Temperamentsbündel. So legte sie im Alter von neun Jahren erstmals eine Fährtenhundprüfung ab – zeitgleich mit ihrer sechs Jahre jüngeren Tochter. Wenn ich heute mit ihrer Ururenkelin Göre arbeite, muss ich oft an Paulinchen denken und wünschte, ich hätte bei ihr schon die Erfahrung von heute in der Ausbildung von Hunden gehabt. Noch nach fast 20 Jahren müssen wir beim Erzählen ihrer unzähligen Abenteuer lachen oder immer noch fassungslos die Köpfe schütteln. Und niemand, der sie kannte, wird ihren klugen Hundeblick je vergessen.

Paulinchen ließ sich problemlos decken, stand allerdings immer erst sehr spät (ihre Welpen stammen von Deckakten zwischen dem 17. und 21. Tag der Läufigkeitsblutung); bis auf den letzten Wurf warf sie alle Welpen leicht und war eine sehr besorgte, liebevolle und ihre Kinder behütende Mutter. Alle Menschen, die während des Werfens anwesend waren, durften jederzeit an ihre Welpen heran, alle anderen Personen wurden von ihr an der Haustür begrüßt und dann „sortiert“. Besonders geschätzte Menschen packte sie am Handgelenk und zog sie zur Wurfkiste; Leuten, die sie nicht bei ihren Kindern haben wollte, signalisierte sie das ebenfalls eindeutig, indem sie sich quer vor sie stellte. Ihr großer Bruder Jonathan durfte die Wurfkiste auf dem Weg vor mein Bett zwar passieren, musste aber dabei brav den Kopf zur Wand drehen und durfte nur vorbei, wenn sie vor der Kiste stand. Paulinchen gab gut Milch und säugte ihre Welpen jeweils fast bis zur Wurfabgabe; pünktlich in der dritten Lebenswoche hat sie ihnen dann auch immer Futter vorgewürgt – ein sicheres Zeichen, mit dem Beifüttern zu beginnen. Im Alter von sechs Jahren warf Paulinchen ihren dritten Wurf. Zunächst verlief auch diese Geburt normal, aber dann traten Probleme durch zwei übergroße Welpen auf, die sie nach langem Pressen tot gebar. Nach dieser Anstrengung war sie total erschöpft, so dass ich für die restlichen drei Welpen einen Kaiserschnitt machen musste. Der letzte Welpe, der auf diesem Weg zur Welt kam, war die kleine Carlotta. Aufgrund des Kaiserschnitts habe ich Paulinchen nicht noch einmal decken lassen. Sie wurde 11,8 Jahre alt und wurde von mir dann wegen Nierenversagens eingeschläfert.